*Vom Kreuchen und Fleuchen* In memoriam Julia Schrader

Vom Kreuchen und Fleuchen
In memoriam Julia Schrader

Eröffnung Sonntag, den 19. Mai 2019, 14 Uhr bis 18 Uhr
Begrüßung und Einführung 14:30 Uhr

Ausstellungsdauer 20. Mai bis 02. Juni 2019

Finissage Sonntag 2. Juni 2019, 14 Uhr


Es ist uns eine besondere Ehre, der Ende letzten Jahres verstorbenen Künstlerin Julia Schrader eine Retrospektive in unserer Molsberger Galerie zu widmen. Hier hat im Jahr 2000 unsere Zusammenarbeit mit einer Ausstellung im Pavillon Schloss Molsberg begonnen. Ihre künstlerische Position war von Beginn an ein wichtiger Bestanteil unseres Galerieprogramms. Es folgten fünf fantastische Einzelausstellungen und etliche Ausstellungsbeteiligungen.

Der Ursprung ihres kreativen Schaffens liegt in der Keramik. Durch den Umgang mit den Werkstoffen Ton und Porzellan entwickelte Julia Schrader ihre unkonventionelle Materialverliebtheit, die sie nach Abschluss ihres Studiums 1996 am Royal Collage of Art in London in ihren neuen freien Arbeiten zur Anwendung brachte. Unzählige weiße Porzellanstachel, in unterschiedlicher Form und Größe, auf verschiedene Träger aufgebracht oder in Drahtgeflechte eingewoben, gaben ihrem Frühwerk einen hohen Wiedererkennungseffekt. Die beiden abstrahierten Kleider unserer Pavillonausstellung mit ihren nach innen und außen gerichteten Stacheln sind ein gutes Beispiel dafür. Die Künstlerin thematisierte mit ihren Arbeiten unter anderem unsere menschliche Wesensart, die wie die Keramik einerseits hart, auf der anderen Seite zerbrechlich oder, mit den Spitzen nach außen gerichtet sogar, aggressiv sein kann. (Keramik Magazin 2000 „Auf die Spitze getrieben.“)

Neben diesen keramischen Arbeiten entstand ab 2000 ein zweiter bedeutender Werkblock mit lebensgroßen Mischwesen, deren Oberflächen aus natürlichen Materialien wie Erbsen, Linsen, Sonnenblumenkernen oder Reis bestehen. Echsenwesen, die uns in geduckter Haltung belauern, Kleinkinder, die zu ihrem Entsetzen von körpereigenen drachenkopfähnlichen Extremitäten angefallen werden und andere Monster, die sich mit tolldreister Unverfrorenheit verschiedener Möbel und Spielgeräte bemächtigt haben. Allen diesen Missgeburten begegnen wir mit einer Mischung von Faszination, Abscheu und Mitleid. Alle haben das Potential, uns mit ihrer starken körperlichen Präsenz bis in den Schlaf hinein zu verfolgen. Julia Schrader stellt mit dieser Werkreihe Fragen zu unseren ästhetischen Grenzen. Unsere Angst vor dem Unbekannten und der voyeuristische Trieb werden gleichzeitig angesprochen und kämpfen um ihre Hoheiten. (Kunstforum 2001 „Transgene Kunst: Klone und Mutanten.“)

Ab 2008 entstand eine neue Art von Tieren, bei denen Schrader vollkommen hinter ihren Schöpfungen zu verschwinden vermag. Die größte Serie bilden die „mermaid‘s purses“, benannt nach der englischen Bezeichnung für Rocheneier, deren Grundkörper mit feinen Fundstücken aus der Natur ergänzt werden. Die entstandenen Werke haben weder monströsen Charakter noch scheinen sie hybrid, sondern vielmehr wie aus einem Guss. Diese neue Schöpfung weckt die naturwissenschaftliche Ader des überraschten Betrachters. Er wird sich lächelnd Fragen stellen über Art und Lebensweise des exponierten Individuums, Lebensraum, Fressverhalten, Fortbewegung und vielleicht des Paarungsverhalten.

Ihre großen Werkgruppen ergänzt Julia Schrader mit unzähligen Kleinobjekten und Zeichnungen und unterstreicht in diesen ihre unbedingte Liebe zu ihren Wesen.

Mit der Ausstellung „Vom Kreuchen und Fleuchen“ und dem dazu erscheinenden Katalog zeigen wir einen dezidierten Überblick über ihr vielseitiges künstlerisches Werk.

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